J etzt ist der da, der gefürchtete Tag. Der Tag an dem ich DREISSIG (!) werde.
Ich muss ehrlich zugeben, Dreißig – das ist für mich so unrealistisch.
Ich fühle mich noch so jung, vielleicht wie Anfang Zwanzig. Morgen habe ich seit Jahren den ersten Arbeitstag im neuen Job – und Anfang nächstes Jahr beginne ich mit einer ganz neuen Ausbildung. Wie kann man sich da schon als Dreißig-jährige fühlen?
Eher wie ein Jungspund – wie eine junge Frau, gerade erst Mutter geworden, die ihr Leben beginnt anzugehen und zu planen, was sie von der Zukunft noch möchte. Eher wie eine junge Frau, deren Leben noch vor ihr liegt. Aber niemals fühle ich mich wie Dreißig.
Und doch, mit dem heutigen Tag habe ich Drei Jahrzehnte auf dieser Erde hinter mir.
Drei Jahrzehnte, in denen so viel passiert ist, in denen ich so viel erlebt und gelernt habe, wie manche in einem ganzen Leben nicht. Drei Jahrzehnte voller Lebenserfahrungen, Tragödien, Höhenflügen, Erfolgen, Misserfolgen und leider auch vielen Rückschlägen.
Viele Momente der Schwäche, Momente, in denen ich mich nicht gut genug und unfähig fühlte. Aber auch viele wunderbare Meilensteine, einschlagende unvergessliche Momente voller Glück!
Ein wenig wehmütig blicke ich zurück auf all die schönen Erlebnisse. Und all die bitteren. All die unsagbar traurigen.
Ja so ein Jahrzehnt ist schon lange – geschweige denn Drei!
Und nun starte ich in das Vierte Jahrzehnt hier auf dieser Erde. Unfassbar. Es ist einfach unrealistisch.
Und es ist der erste Geburtstag, den ich ohne Haylie feiern muss.
Ich kann mich also nicht so richtig freuen über diesen Geburtstag, diesen Meilenstein. Die Trauer begleitet mich heute, wie ein Schatten. Immer wieder kommt der Gedanke, dass ich womöglich noch viele Geburtstage feiern werde, und alle ohne mein Kind. So viele Geburtstage, die ihr verwehrt bleiben.
Sie hätte es so viel mehr verdient, so viele Jahre mehr stünden ihr zu. Für alles was sie war und ist.
Und trotzdem bin ich es, die weiterlebt, nicht sie.
Was soll ich sagen?
Ich weiß nicht ob ich mich je einfach wieder freuen kann, einfach unbeschwert feiern kann. Das Leben ist nun anders. Immerzu und überall wird es nun diese Schatten geben. Damit lebe ich nun. Für immer.
Aber ich lebe noch. Ich habe all das schreckliche und tragische überlebt! Ich bin eine Überlebende, und ich möchte für Haylie weiterleben. Stark sein. Großes schaffen. Gutes tun.
Um sie zu ehren und um mir selbst zu helfen mit den Schatten leben zu können. Trotzdem glücklich sein zu können. Wachsen zu können.
Jetzt bin ich offiziell alt. Ich muss jetzt erwachsen werden. Oder auch nicht?
Jetzt bin ich Dreißig. Aber das ist auch nur eine Zahl, und heute ist auch nur ein gewöhnlicher Tag. Und eigentlich bin ich noch immer jung! Ich bin immer noch Anfang Zwanzig – zumindest im Herzen 🙂
Danke, dass ihr mich bis hier begleitet habt und danke an alle, die mich weiterhin begleiten werden!
Habt einen schönen Tag!
PS: Wer diesen Meilenstein mit mir feiern möchte kann das hier tun!