Gefühlschaos oder Bindungsangst?

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Mein Schwangerschaftstagebuch Eintrag #zwei.

Ich bin jetzt offiziell im zweiten Trimenon, in der 14. Schwangerschaftswoche. Mein Baby ist jetzt so groß wie ein Pfirsich, etwa 8,7cm und wiegt etwa 43gramm. Die schlimmste Zeit mit der ständigen Übelkeit ist vorbei – Gott sei Dank! Und ab jetzt kann ich die Schwangerschaft so richtig genießen.

Aber was, wenn man sich plötzlich so gar nicht mehr schwanger fühlt?

Ich weiß auch nicht so recht woran es liegt, aber ich fühle mich so total normal. So wie ich. So wie immer. Mal mehr müde Mal weniger. Mal mehr verspannt, mal weniger. Irgendwie so stinknormal. Wenn mir nicht gerade eine Freundin über mein mittlerweile vorhandenes Mini-Babybäuchlein streichelt dann vergesse ich total das ich schwanger bin. Zum Teil schreckt es mich sogar richtig, es ist einfach alles noch so unwirklich.

Mir ist nicht mehr schlecht, die kleine Schwangerschaftsvorliebe zu frischem Obst, vor allem Erdbeeren, ist auch so gut wie weg, auch Nutella reizt mich nicht mehr so wie noch vor zwei Wochen. Die Gerüche sind zwar noch intensiver als gewöhnlich aber mir wird nicht mehr von jedem Geruch schlecht.

Total eigenartig das Ganze.

Immer wieder frag ich mich ob ich wirklich schwanger bin, ich dachte sogar schon ich hätte das Baby vielleicht verloren, weil ich mich echt so richtig un-schwanger fühlte.

Das frühe Organscreening, der Feindiagnostiktest, hat das ausgeschlossen. Ich bin wirklich, so richtig schwanger. Mein kleines Baby ist in meinem Bauch herumgehüpft, wir konnten die kleinen Fingerchen seiner Hand abzählen und der Arzt zeigte uns die typische Schmetterlingsform seines Gehirns. Auch das Herz und den Magen konnten wir genau sehen. Es saß im Schneidersitz in meinem Bauch, ganz gechillt, das konnten wir an den Ober und Unterschenkelknochen genau sehen. Verblüffend was wir alles schon sehen konnten.

Und trotzdem zweifle ich manchmal daran wirklich schwanger zu sein.

Bei Haylie war alles so anders. Die erste Schwangerschaft ist sicher sehr besonders und man feiert jede kleine Veränderung, aber warum empfinde ich das jetzt in der zweiten Schwangerschaft so anders?

Bei Haylie war ich über jeden einzelnen Zentimeter den mein Bauch gewachsen ist mega-stolz und wollte ihn am liebsten jedem präsentieren! Ich habe hunderte von Bauchfotos gemacht, habe mein kleines Babybäuchlein förmlich in Szene gesetzt. Habe ihn jeden Tag gestreichelt und mit Mama-Körperbutter eingecremt, weil mir das das Gefühl gab meinem Baby nahe zu sein.

Jede kleinste Veränderung habe ich mit Stolz erzählt und mit meinen Freunden und Familie geteilt, jeder durfte mein kleines Bäuchlein streicheln, ich war doch so stolz darauf. Ich hatte von Anfang an eine total starke Bindung zu Haylie, seit dem allerersten Ultraschall.

Das ist bei meiner zweiten Schwangerschaft irgendwie anders. Es kommt mir so fremd vor. Ich habe mich noch gar nicht so richtig an den Gedanken gewohnt wieder Mama zu werden auch wenn ich es mir schon so lange gewünscht habe und ich fühle mich emotional dem zweiten Kind noch nicht so nahe wie ich es bei Haylie tat. Und das macht mir ein schlechtes Gewissen.

Es ist eine eigenartige Situation, weil alles so anders ist. Ich bin so eingeteilt und beschäftigt in meinem Tagesablauf mit Haylie, da fehlt mir irgendwie die Zeit mich so richtig mit der neuen Schwangerschaft auseinander zu setzen. Ja nicht mal dieser superinteressante und lange Ultraschall konnte richtige Muttergefühle in mir wecken, weil ich mich einfach nicht schwanger fühle.

Mein Bäuchlein habe ich auch bisher nur einmal versucht zu fotografieren, war verschwommen. Da hab ich‘s aufgegeben.

Ist es denn die Gewohnheit oder das ständig rund-um-die-Uhr beschäftigt sein, das mich hindert mich völlig darauf einzulassen, eine richtige Bindung aufzubauen? Oder ist es die Angst das vielleicht doch etwas nicht stimmen könnte mit dem Baby? Vielleicht die Angst das wenn ich erst eine Bindung aufbaue, ich vielleicht die Liebe nicht gerecht aufteilen kann?

Ich habe echt keine Ahnung. Geht’s noch wem so? Fühlt ihr euch auch so un-schwanger?

Was stimmt nicht mit mir?

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Das bin ich! Verheiratete Mama von zwei Mädels, aus Oberösterreich, durch und durch Chaotin, Weltverbesserin, Träumerin und noch vieles mehr, namens Eva. Meine große Tochter Haylie litt am seltenen Tay-Sachs Syndrom und hätte eigentlich nur ca. 3 Jahre alt werden "dürfen", doch sie war eine Superheldin und kämpfte fast 8 Jahre gegen diese Krankheit! Hier lest ihr über unser Leben mit einer tödlichen Krankheit, wie wir mit der Trauer umgehen, aber auch allerhand aus unserem ganz normalen Mami-Wahnsinn!
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